Haben Sie in dem Alter, in dem die Jugendlichen jetzt sind, vor denen Sie vortragen, schon gewusst, was Sie werden wollen? War Finanzdienstleistung damals schon ein Thema, das Sie interessierte?

Marcel Berghofer: Dass ich selbst in der Finanzbranche gelandet bin, war eher Zufall. Doch ein bestimmtes Ereignis weckte mein Interesse an diesem Bereich: Meine Eltern hatten das für meinen Führerschein angesparte Geld in eine unseriöse Anlage investiert und dabei den falschen Menschen blind vertraut. Das ganze Geld war weg.

 

Was war das Erste, das Sie sich von Ihrem ersten selbst verdienten Geld „geleistet“ haben?

Marcel Berghofer: Eine eigene, neue Tourenskiausrüstung.

 

Was ist für Sie der Anreiz bzw. die Motivation Workshops mit Jugendlichen zu machen?

Marcel Berghofer: Mein Ziel ist es, den Jugendlichen das nötige Grundwissen zu vermitteln und sie dafür zu sensibilisieren, Angebote kritisch zu hinterfragen und zu vergleichen – um sie vor großen finanziellen Fehlern zu bewahren.

 

Welche Beispiele kommen bei Jugendlichen am besten an?

Marcel Berghofer: Keine Beispiele aus dem Lehrbuch, sondern echte Fälle aus meiner Praxis.

 

Wo sehen Sie die größten Defizite (Gefahren durch Unwissen) bei Jugendlichen?

Marcel Berghofer: Dass jede finanzielle Entscheidung (z. B. Mahnungen zu ignorieren) weitreichende Folgen für die Zukunft haben kann. Oft ist den Menschen die Tragweite dieser „Kleinigkeiten“ nicht bewusst.

 

Gibt es ein Thema oder Beispiel, das für Überraschung sorgt?

Marcel Berghofer: Die Auswirkung des Zinseszinseffekts und was man mit kleinen Beträgen durch richtige Entscheidungen über einen langen Zeitraum bewirken kann.

 

Gibt es einen Satz oder eine Regel über Geld, die Sie immer wieder sagen und die wirklich hängenbleibt?

Marcel Berghofer: „Es ist besser, einen Tag im Monat über sein Geld nachzudenken, als einen ganzen Monat dafür zu arbeiten.“ Ein Zitat, das zum Nachdenken anregt. Wer sich beispielsweise mit dem Zinseszinseffekt beschäftigt, erkennt schnell, worauf es hinausläuft: Finanzentscheidungen, die wir heute treffen, können in der Zukunft eine exponentiell positive – oder eben negative – Wirkung haben.

 

Haben Schüler:innen einen anderen Zugang zum Thema Finanzen als Lehrlinge? Wenn ja, was unterscheidet diese?

Marcel Berghofer: Ja, definitiv.

Schüler:innen interessieren sich mehr für abstrakte Finanzthemen wie Börse, Wertpapiere und Veranlagungen und sind fasziniert an den wirtschaftlichen Zusammenhängen, da der persönliche Bezug zu Geld meist noch gering ist.

Lehrlinge hingegen stehen bereits mitten im finanziellen Alltag: Sie verdienen ihr eigenes Geld, tragen Verantwortung für ihre Ausgaben und müssen erste finanzielle Entscheidungen selbst treffen. Deshalb sind Vorträge mit Lehrlingen deutlich praxisnäher und interaktiver – oft fließen dabei sogar reale Beispiele aus dem Alltag der Jugendlichen mit ein.